Die psychologische Keule Teil 1

11Pasdedeux02Werkstattbericht, Tatzeit 20.07.2014, 12:39 Uhr

Es ist nicht schlecht, wenn man sich ein bisschen mit Psychologie auskennt und die Anwendung bestimmter Techniken aus der Praxis kennt. Man kann sie in zwei Richtungen anwenden; beide sind manipulativ, denn sie können Einfluss auf das Denken des Gegenübers nehmen. Ich habe die Verlegerin gefragt, wie sie zu einem Ausflug in diese Richtung steht, und sie fand die Idee gut.

Die Szene, die ich gerade geschildert habe, hat sich in einem ähnlichen Setting (so heißt das im Fachjargon, habe ich gelernt) tatsächlich zugetragen. Die Mutter eines Schülers hatte berechtigte Zweifel an der Methodik eines Trainers – der Chef des Sportclubs nahm sie beiseite und beruhigte sie mit wenigen Worten, die auf den ersten Blick in keinem Zusammenhang mit der Beschwerde standen. (Dazu muss man sagen, dass sie auch privat miteinander Kontakt hatten. Anscheinend ist man umso empfänglicher für solche Manipulationen, je näher man sich kennt.) Für Außenstehende war nicht klar, was da gerade passierte. Erst, als die Situation eskalierte und der Sohn das Nachsehen hatte, war klar, dass man hätte einschreiten müssen, wäre man in der Lage gewesen, einen einigermaßen objektiven Blick auf die Situation zu werfen.

Jetzt ist es natürlich nicht so, dass an allen Ecken Lug und Trug herrschen und man seine lieben Kleinen um Himmels Willen nicht in die böse Welt entlassen darf! Es ist eine von vielen Möglichkeiten, welchen Verlauf gemeinsame Aktivitäten nehmen können. Ich bin überzeugt, dass in 99 % der Fälle, in denen man seine Kinder einem anderen Erwachsenen anvertraut (Schule, Verein, Freundeskreis), niemand zu Schaden kommt. Aber darüber zu schreiben wäre langweilig.

Tacheles gesprochen: Joey, der Chef des Tanzstudios, sieht sich mit einer Beschwerde über Sandras Unterrichtsmethoden konfrontiert. Er will den Ärger aus dem Weg räumen, aber nicht, weil er ein loyaler Chef ist, sondern weil er keine Lust hat, sich weiter damit zu beschäftigen. Da er im Vorfeld schon jede Menge Verflechtungen mit der sich beschwerenden Mutter eingegangen ist, gelingt es ihm relativ lässig, ihre Beschwerde zu entkräften. (Davon abgesehen hat sie trotzdem nicht Recht mit dem, was sie behauptet.) Ich will damit auch nicht darstellen, dass alle Chefs manipulativ sind, um sich ihren eigenen Vorteil zu sichern. Hans-Jürgen alias Joey ist ein Exemplar, in dem sich alles vereint, was ich von Freunden und Bekannten gehört oder selbst erlebt habe. Ich bin auch hier davon überzeugt, dass es wesentlich mehr Chefs gibt, die zum Wohle aller handeln, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht gleich erkennt!

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