In den Tiefen der Psyche

Koenigspirouette140Werkstattbericht Eisprinzessin, Tatzeit: 11.06.2013, 11:36 Uhr

Meline wurde zu Melisande und schließlich zu Molly. Auch Sarah hat den ersten Band nicht schadlos überstanden – zumindest namenstechnisch. Über Annabel kam ich zu Isabel – auch mit s, aber dafür mit dem neurotischen I am Anfang,um ihre i-Tüpfelchen-Funktion zu unterstreichen.

Fassen wir zusammen: Nachdem Martin Klobinger, der Ballettlehrer, gegen Ende des Romans eingeschritten ist, haben die Eltern noch mal über die Sache nachgedacht. Was dabei herauskam, verrate ich aber nicht, selbst lesen macht klug.

Da gab es aber noch die arrogante Isabel, die Molly bei jeder Gelegenheit dazwischenfunkte und letztlich der Auslöser für Mollys Hochgefühl war, denn sie gab ihr den entscheidenden Tipp. Molly wiederum war Isabels rettender Engel – ihre Rebellion gegen die Eltern stachelt Isabel an, ihre eigene Trainings-Tretmühle in Frage zu stellen. Thematisch befasst sich der zweite Band deshalb mit Magersucht und ihren Auswirkungen, ohne auf die Ursachen einzugehen – womit ich das nächste Klischee ad absurdum führen möchte. Essstörungen, in welcher Form auch immer sichtbar, sind nur das Symptom. Die Ursache ist viel komplexer und nicht mit Handauflegen zu beheben, schon gar nicht in einer so gebildeten Gesellschaft wie unserer! Außerdem sind solche Störungen nur bedingt mit speziellen Sportarten in Verbindung zu bringen. Gerade in Ballettakademien wird peinlich darauf geachtet, dass die Schüler und Schülerinnen nicht zu dünn werden, denn ohne Reserven kann man nicht tanzen – es ist zu anstrengend.

Bei der Besprechung des Exposés wurden Bedenken laut, dass ob der Vielzahl der „durchgeknallten“ Figuren bei den jungen Lesern der Eindruck entstehen könnte, es gäbe keine normalen Eltern. Aber was ist schon normal? Und welcher Jugendliche findet seine Eltern normal, zumal er sich gerade in der schlimmsten Phase der Pubertät befindet? – Eben.

Weiterhin habe ich jahrelang als Wartende, Beobachtende – und hauptberuflich – Mutter in verschiedenen Ballettschulen abgehangen. Was ich beobachten konnte, werde ich größtenteils in den Roman einfließen lassen. Und ich komme nicht umhin zu sagen, dass die Realität noch viel bekloppter ist als alles, was man sich ausdenken kann. Wohlgemerkt: Ballett ist völlig normal – die Menschen machen es zu einer verfahrenen Kiste, denn es wimmelt nur so von verträumten, ehrgeizigen, kurzsichtigen, harten, gemeinen, dummen, gleichgültigen … Müttern und Vätern.

Trotzdem war ich verunsichert und fragte bereits vor dem Schreiben des ersten Romans ein paar Jugendliche im richtigen Alter, was sie von der Handlung hielten. Einstimmige Rückmeldung: Genau so läuft es doch, was ist daran unnormal?

Nun denn. Auf zum Pläuschchen mit dem Eisengel.

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